Donnerstag, 30. Januar 2014

3. Etappe....10. - 17.Mai 2008



Dienstag, 13. Mai 2008 
Sonne-Wolkenmix bei 20 Grad

3. Etappe: Schleswig-Lottorf-Owschlag-Alt Duvenstedt-Rendsburg

Tagesstrecke:  33 km 
Gesamtstrecke: 74 km
Wanderweg: E1/ Regionale Wege

Morgens ging es die knapp zwei Kilometer mit dem Bus zum Bahnhof, denn Tanjas Zug ging um 8.38 Uhr. Auf dem sehr verlassenen Bahnsteig verabschiedeten wir uns, nachdem der Zug eingefahren war.
Ab jetzt war ich also alleine auf meinem Weg durch Deutschland beziehungsweise erst mal durch Schleswig-Holstein. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass ich begleitet wurde.

Auf dem Weg zum E1, der an der südlichen Seite der Bucht liegt, kaufte ich mir noch bei einem Bäcker Marschverpflegung, um dann auf  Haithabu zuzulaufen. Haithabu, aus heiðr = Heide, und býr = Hof; dänisch Hedeby, war eine bedeutende Siedlung dänischer Wickinger. Der Ort gilt als erste mittelalterliche Stadt in Nordeuropa und war ein wichtiger Handelsort und Hauptumschlagsplatz für den Handel zwischen Skandinavien, Westeuropa, dem Nordseeraum und dem Baltikum. Der E1 führt direkt über den Busparkplatz zu einem hohen Wall, der seinerzeit um Haithabu angelegt wurde. 
In der Ferne sah ich schon eine Brücke, die ich überqueren musste. Es dauerte noch einige Zeit; erst musste ich noch durch eine Schilflandschaft, bevor ich vor ihr stand. Zu meiner Überraschung stand die Brücke im Wasser, was ja erst mal nichts Außergewöhnliches ist. Nur bevor ich die Brücke überhaupt betreten konnte, musste ich zwei Meter durch das Wasser laufen, was auf der anderen Seite nicht anders war. Wohl bisschen kurz geraten, dachte ich noch.

Östlich des Sees, Selke Noor, kam ich auf eine Art Freizeitgelände. Und wie ich noch darüber nachdachte, was hier wohl im Sommer los ein mochte, schoss es mir wie ein Blitz durch den Kopf: Selke Noor, die Freizeitstätte, die jedes Jahr von einem Sportverein aus meiner Heimat angefahren wird, um Jugendlichen eine Woche Urlaub im Zelt zu ermöglichen. In drei Monaten sollte auch mein Sohn mit seinem Freund hier sein. Bevor ich weiter wanderte, hielt ich kurz inne, guckte mir die Stätte genauer an mit der Erkenntnis, dass es ihm hier bestimmt gut gefallen würde.

Obwohl ich schon über zwei Stunden unterwegs war, konnte  ich in der Ferne immer noch den St.-Petri-Dom von Schleswig sehen, der Luftlinie über vier Kilometer entfernt ist. An der Wassermühle Selk ging es direkt über den Hof durch eine schwere Holztür, hinter der sich dann ein Angelsee befindet. Einige Petrijünger versuchten ihr Glück. Durch leicht welliges Gelände ging es auf schmalen Straßen zur Autobahn A7 Richtung Lottdorf. Als ich auf der Brücke über die A7 stand, schaute ich lange den unter mir vorbei rasenden Autos nach. Wenn sie dieser Autobahn bis nach Bayern folgen würden, könnten die Insassen in gut neun Stunden da sein. Ich hingegen bräuchte nach meinen Berechnungen noch neun Jahre! Hier kam mir das erste Mal in den Sinn, über meinen Weg zu schreiben. Auch Buchtitel wurden schon überlegt. „Ich und die A7“!! Keine 500 Meter weiter kam das Dorf Lottorf. Und keine 200 Meter hinter Lottorf kam die Bahnlinie Rendsburg-Schleswig. Das arme Dorf war eingekesselt von Autobahn und Zuglinie. Erschwerend kam hinzu, dass zwei Kilometer Nord-Westlich ein Militärflugplatz liegt. So hörte ich immerzu die Autobahn und abwechselnd einen Zug oder ein Flugzeug. Lottorf hat noch eine Besonderheit. Hier habe ich den E1 verlassen, der nun Richtung Osten ging. Für mich ging es nun auf regionalen Wegen weiter.

Zwischen Lottorf und Owschlag, immer auf asphaltierten Straßen, bekam ich eine neue Wanderbegleitung! Nicht leibhaftig, sondern im Kopf. Es sollte meine „Noch Frau“ sein. Die Scheidung stand im Sommer an, und ich machte mir viele Gedanken über das Verfahren, die Kinder und das noch gemeinsame Haus. Ich schaffte es nicht,  auf andere Gedanken zu kommen. Das Thema war im Kopf und nicht mehr wegzubekommen. Im Grunde hätte ich mir das sparen können, denn das Verfahren haben wir gut über die Bühne bekommen.
Ich hatte die Nase voll von Teerstraßen und versuchte, ab Owschlag Feldwege Richtung Alt Duvenstedt und Rendsburg zu gehen. Das ging auch gleich mal in die Hose und so umkreiste ich einen kleinen Wald, um festzustellen, dass ich nach gut 30 Minuten und zwei Kilometern am Ausgangspunkt stand. Mir ist es dann doch gut gelungen, durch Moore, Heideflächen und Brachland in Alt Duvenstedt anzukommen. Ich war nun 25 Kilometer unterwegs. Die Füße taten mir weh, der Rucksack wurde immer schwerer. Noch gute acht Kilometer, was umgerechnet über zwei Stunden bedeutete. Mich beschlich das Gefühl, Blasen zu bekommen beziehungsweise schon zu haben. Ich traute mich nicht, zu gucken, weil ich Angst hatte, die Schuhe dann gar nicht mehr an zu bekommen. Bis Rendsburg musste ich durchhalten. Notfalls könnte ich ab dort mit dem Zug nach Hause.

Ich hatte dann die Stadtgrenze von Rendsburg erreicht und war erleichtert, gleich am Ziel, dem Hotel, zu sein. Es war mir da noch nicht klar, dass es noch ganze vier Kilometer, lange zähe, quälend lange Kilometer, waren. Die Füße waren nun endgültig rund. Es ging quer durch die Stadt. Alles war mir zu viel. Rucksack, Verkehr, Ampeln, Wegweiser. Es war nun schon 18 Uhr, als ich durch ein Wohngebiet lief, das im Herzen der Eisenbahnschleife, die zur Hochbrücke über den Nord-Ostsee Kanal führt, gekommen bin. Das Hotel war dann auch rasch gefunden. Erst mal zwei Bier. Als ich dann mein Zimmer angucken wollte, kam ich kaum hoch. Das Zimmer war im guten 80er Stil eingerichtet.
Nun kam der entscheidende Augenblick, die Füße aus den Schuhen zu bekommen. Ich traute meinen Augen nicht und tastete an den geschundenen Gliedmaßen-nichts! Keine Blasen. Das kann nicht sein. Nochmals untersuchte ich meine Füße und tatsächlich: außer völlig erschöpften Füßen keine Blessuren. Sofort dachte ich an die „Outdoorschuhfachverkäuferin“ aus Hamburg. Mein kleines Stoßgebet galt ihr. Leider musste ich zum Essen die Schuhe abermals anziehen.
Das wird sich auch noch ändern. In den nächsten Jahren habe ich immer auch einen Satz Klamotten für „gut“ mit.
Ich haben dann der Jahreszeit angepasst angebratenen Spargel mit Bandnudeln in  Bärlauchpesto  gegessen. Satt und zwei Bier später dachte ich über den Tag nach, mir fiel auf, dass ich nur mit mir selbst und der Hotelbedienung gesprochen hatte. Daran musste ich mich auch erst mal gewöhnen.   





 


Die Brücke bei Selke Noor schien mir ein wenig zu kurz geraten. Sobald der Wasserstand ein wenig höher wurde, musste man zwei Meter durch das Wasser, um zu ihr zu gelangen!     

















 Staubige Pisten auf dem Weg nach Alt Duvenstedt.


 

 

Mittwoch, 29. Januar 2014

2. Etappe....10. - 17.Mai 2008



Pfingstmontag, 12. Mai 2008
Sommerlicher Tag bei 24 Grad

2. Etappe: Süderschmedeby-Idstedt-Schleswig

Tagesstrecke:  20 km  
Gesamtstrecke: 41 km 
Wanderweg: E1


Über die Nacht kann ich nicht viel schreiben, denn wir haben tief und fest geschlafen. Einzig unsere Rücken spürten wir. Ob das nun durch die Betten kam  oder vom Vortag und den Rucksäcken, ist schwer zu sagen. Nach der morgendlichen Körperpflege ging es in die gute Stube unserer Vermieterin. Das Frühstück war schon aufgetischt und sah appetitlich aus. Neben verschiedenen Brötchen und Auflagen gab es auch ein Ei. Und es gab nicht nur ein Frühstücksei auf dem Tisch, nein, auch ein handflächengroßes Spiegelei……….unter der Decke! Die Vermieterin hat also ein aus Porzellan bestehendes Spiegelei unter die Decke geklebt. Das war nicht die einzige Kuriosität, was wohl auch das Grinsen der Nachbarschaft hervor gerufen hat, als wir nach der Hausnummer fragten. So standen die Möbel nicht auf Teppichboden, Fliesen oder Parkett, sondern auf dem nackten Estrich. Lichtschalter ohne Abdeckung und etliche  Kabelstränge hingen aus Decke und Wand. Auch ein in der Mitte durchgebrochener Akkuschrauber wurde an der Wand drapiert. Überall kleine Schachteln, die beschriftet waren. Da stand dann so was wie "Knöpfe","Gummibänder","Schrauben","Batterien"oder "Feuerzeuge" drauf. Unsere Vermieterin war ganz eindeutig ein Messie.

Gut gestärkt  ging es kurze Zeit später zur nächsten Etappe Richtung Schleswig los. Die ersten drei Kilometer nach Sieverstedt kannten wir ja bereits vom Vortag. Die Sonne hatte nun schon sehr viel Kraft, so dass wir von Anfang an in kurzen Hosen und im T-Shirt wandern konnten. Es ging gemütlich an Feld und Flur vorbei, bis wir an einer Landstraße standen. Dieser sollten wir circa einen Kilometer, bis zum nächten Feldweg, folgen. Als ein Auto mit bestimmt 80 Klamotten an uns vorbei rauschte, wurde uns ganz komisch, denn es gab an dieser Straße weder Fuß- noch Radweg. Sofort fiel mir in Hape Kerkelings „Meisterwerk“  die  beschriebene Situation an der Schnellstraße ein, in der er vermutete, dass er das nur mit Glück überleben würde. An Landstraßen ohne Fuß-und Radwegen zu laufen, ist immer gefährlich und wenn möglich, sollte man das umgehen. Zwei Tage später würde mich das Thema noch mal beschäftigen. Die 15 min zum nächsten Feldweg, waren dann auch sehr unentspannt, obwohl uns zum Glück nur vier Autos begegneten. Erst als wir den Feldweg erreichten, sprachen wir wieder miteinander und legten eine kurze Pause ein.

Nun ging es Richtung Idstedt. Der Mai in diesem Jahr war sehr warm und schön. Am Rande blühte und roch es in allen Farben und Duftnoten. In mir stieg wieder diese Zufriedenheit hoch, die Zufriedenheit hier zu sein, hier zu wandern und das ganz alleine für mich zu tun. Eine Erfahrung, die ich erst noch lernen musste: An sich zu denken und seine Träume zu erfüllen. Egoistisch zu sein, ohne anderen damit zu schaden.

Es ging gut voran. Nach Idstedt ging es östlich am Ufer der Idstedter Sees vorbei Richtung Wilhelmslust. Witzig. In meinem Heimatort hieß lange Zeit die Dorfschänke so. Die Wärme an diesem Tag hatte auch seine Nachteile. Unsere Körper zeigten uns, dass wir eben keine geübten Langstreckenwanderer sind. Tanja hatte leichte Schmerzen im Rücken und ihre Füße taten weh. Nicht wegen den Blasen vom Vortag, einfach vom langen Laufen. Ich hatte nicht so die Fußprobleme, ich hatte ein anderes. Ich wurde leicht wund wegen Wärme und Scheuern, am Po. Das habe ich auch schon in diversen Wanderbüchern lesen müssen und war dementsprechend vorbereitet. Die Zaubercreme in der runden hellblauen Dose wurde kurzerhand angewendet und bis Schleswig war ich schmerzfrei. Das Wundwerden würde mich noch bis 2010 beschäftigen, dann hatte ich eine recht einfache wie simple Lösung gefunden.

Kurz vor Schleswig sind wir durch einen schönen Wald  mit tollen Laubbäumen gekommen. Das war gut so, denn da gab es Schatten. Nachteil: Hier fühlten sich auch Mücken recht wohl. Nun in Schleswig angekommen, ging es am Herkules Teich vorbei auf der Schloss Allee  Richtung Schloss, das wir leider nicht aufsuchten, sondern kurz vorher oberhalb abgebogen sind. Von hier oben konnten wir auf die gesamte Bucht von Schleswig gucken. Schnell haben wir die Jugendherberge gefunden, nur war unsere Ankunft gegen 15.15 Uhr nicht im Sinne der Herbergsleitung. Leicht zickig wurde uns mitgeteilt, dass wir uns erst um 17 Uhr anmelden könnten. Obwohl die Dame im Garten saß und Kaffee trank, mussten wir warten. Flexibel sieht anderes aus. Wir legten uns auf die Wiese der Jugendherberge und genossen die Sonnenstrahlen. Wir sagten nicht viel, schliefen auch kurz ein. Die zickige Dame, die nun gar nicht mehr zickig erschien, bat uns dann schon um halb fünf zur Anmeldung. Wir bekamen im neuen Trakt ein großzügiges Vierbettzimmer. Dusche war außerhalb des Zimmers, die sogleich genutzt wurde.
Nach dem wir von der Jugendherberge, recht steile Wege  zum Hafen gelaufen sind, stellten wir fest, dass dieser teilweise nicht bis zum Wasser zu betreten war. Überall waren Zäune und hinter ihnen große Zelte und Pavillons aufgestellt. Schleswig war in diesem Jahr Ausrichter der Landesgartenschau Schleswig-Schleiregion. Diesen Hafenbereich konnte man nur mittels zu bezahlender Eintrittskarte erreichen, was für uns nicht in Frage kam. Der Hunger war nun spürbar, aber keine „Futterkrippe“ in Sichtweite. Dazu sollte ich sagen, ich kann mich ganz schwer für ein Restaurant entscheiden, aus Angst, es könnte nicht das Richtige sein. In diesem Fall war es nun Tanja, die die Leidtragende war. Nun schon eine ganze Weile unterwegs, ging es kurz vor der Altstadt zum Hafen in ein freistehendes, recht neues Gebäude mit Restaurant. Im ersten Obergeschoss bekamen wir auf dem Balkon ein etwas beengtes mit Blick auf die Bucht. Es gab leckeren Dorsch und Schweinefilet sowie Bier und Wein. Nachdem die Sonne sich vom Tag verabschiedete, wurde es leicht windig und dementsprechend kühler. Es wurde Zeit zu gehen. Auf dem Weg zur Schlafstätte kamen wir noch an der Brauerei Schleswig vorbei, die in einem alten Güterbahnhof untergebracht war. Seit 1994 wird hier das Wickinger Bier Asgaard gebraut. Kurzerhand entschlossen wir uns, noch  ein Schlenderbier zu uns zu nehmen - lecker. In der Jugendherberge, wieder steil nach oben, bezog Tanja wieder das untere und ich das obere Bett.
Morgen wird Tanja mit dem Zug abreisen und ich werde mich auf den langen Weg nach Rendsburg begeben.
Etwas mit Sorge, denn morgen werde ich ganze 33 Kilometer wandern, versuche ich zu schlafen.

Ich danke Tanja für die ersten zwei mit gewanderten Etappen.    













Was für Farben. Die typischen Rapsfelder in Schleswig Holstein in voller Blüte.














              Die Schlossallee in Schleswig.



Montag, 20. Januar 2014

1. Etappe....10. - 17.Mai 2008



Pfingstsonntag, 11. Mai 2008
Sonne pur bei 23 Grad

1. Etappe: Flensburg-Oeversee-Süderschmedeby
Tagesstrecke:  21 km   
Gesamtstrecke: 21 km   
Wanderweg: E1

Die Nacht haben wir ganz gut geschlafen. Geduscht, Betten abziehen, Sachen einpacken um dann gegen 7.50 Uhr zum Frühstück. Von der Küche haben wir uns dann noch, jeder für vier Euro, ein Lunchpacket geben lassen. Raus aus der Jugendherberge ging es erst mal wieder Richtung Zentrum und Bahnhof, denn hier hatten wir ja die Wegmarkierung des E1 gesehen. Der vier Kilometer lange Weg wurde öfters durch erneutes Schuhe aus- und wieder anziehen von Tanja jäh unterbrochen. Die am Vortag gekauften Einlagen habe nicht die Wirkung erzielt, die wir uns erhofft haben. Im Gegenteil. Tanja hat bis zum Bahnhof weitere Blasen bekommen. Noch nicht mal aus Flensburg raus, war das Unternehmen für Tanja schon so gut wie beendet. Nun galt es zu überlegen wie wir die Situation retten konnten. Tanja saß missmutig auf einer Bank, schaute auf Füße und Schuhe. Irgendwie müssen die beiden zusammen zu bringen sein. Vielleicht müsste man in eine ganz andere Richtung, entgegen der logischen Überlegungen, agieren und handeln. Ich schaute mir die Schuhe und  Blasen an. Wo würde der Schuh am Fuß scheuern. Mir Fiel auf, dass ihr Fuß gar nicht richtig im Schuh saß, dass der Schuh dem Fuß gar nicht genügend Halt geben würde. Was würde passieren, wenn der Fuß tiefer im Schuh sitzt? Das war die Lösung. Die gekauften und originalen Einlagen raus um den Fuß tiefer in den Schuh zu bekommen. Nachdem diese Maßnahme den gewünschten, nämlich schmerzfreies wandern, Erfolg brachte,  wurden die Blasen nochmals gut mit Blasenpflaster versorgt. Es konnte nun richtig losgehen. Tanja schien nun gar keine Beschwerden mehr zu haben und bis nach Schleswig war das Thema auch kein wirkliches mehr. 

Kaum 100 Meter hinter dem Bahnhof sind wir auch schon in die falsche Richtung gewandert, was wir schnell bemerkten und umgedreht sind. Die Wegmarkierungen sind nicht immer schnell zu erblicken und wenn man an einem Abzweig die Wegmarkierung nicht gesehen hat, geht’s in die falsche Richtung bis man denkt, warum ist hier kein Wegweiser mehr. Das würde mir im Laufe der Jahre noch öfter passieren. Mal aus Unachtsamkeit, mal weil ich in Gedanken bin oder ein Schild gänzlich nicht mehr vorhanden ist. Das Markieren übernehmen Wandervereine und somit gibt es Regional schon Unterschiede in der Pflege dieser Markierungen.  Über Wegmarkierungen gibt es noch das ein oder andere mal was zu berichten.

Den nun richtigen Weg, ging es entlang der Bahnlinie und einem am Rande der Stadt Flensburg liegenden Industriegebiet, über eine asphaltierte Straße nach Jarplund. Jarplund könnte dem Namen nach auch das Nachbardorf von Michel aus Lönneberga  sein. Die Gegend war schön und das Laufen machte uns viel Spaß. An einer Anhöhe machen wir unter einem Baum kurz Halt. Die Sonne schien schon ganz ordentlich. Tanja zückte eine Tüte Haribo Color Rado aus ihrem Rucksack und wir füllten mit diesen Zuckerteilen unsere Energiespeicher wieder auf. Nach Munkwolstrop ging es zum Sankelmarker See. Der Weg führte am Ufer entlang und war somit der erste Abschnitt, den man wirklich als Wanderweg bezeichnen konnte, denn bis jetzt ging es immer nur auf Straßen daher. In Oeversee angekommen, ging es an einem Friedhof vorbei. Die Wegmarkierung endete hier abrupt. So sehr wir auch guckten, wir fanden keine weiteren Schilder. Der letzte klebte an der Friedhofspforte. Ein paar mal umkreisten wir den Friedhof und gingen wieder zum letzten Hinweis. Erst einige Zeit später, unter Efeu versteckt an einer Mauer, fanden wir den erlösenden Wegweiser. Der Weg führte direkt über den Friedhof.

Es war Mittagszeit und unsere Körper verlangten nach Nahrung. Am Rande von Oversee entdeckten wir eine Stätte der Gaumenfreuden. Dieses Restaurant mit angeschlossenem Hotel, das schon die eine oder andere Auszeichnung erhalten hat, schien für uns nicht ganz geeignet. Der Hunger zerstreute die Gedanken und so nahmen wir auf der Terrasse unter einem Sonnenschirm Platz. Die Auszeichnungen schlugen sich auch preislich in der Karte nieder. Ein Menü für 40 Euro pro Person würde es dann wohl nicht werden. Sattdessen bestellten wir einen Wildkräuter Salat, ein Rahmsüppchen und Bierchen.

Die weitere Wegstrecke bis nach Süderschmedeby verlief auf einer schmalen, aber sehr schönen Straße, durch Wiesen und Felder. Da ich mir keine Vorstellungen davon machte, wie die Landschaft hier beschaffen ist, war ich sehr angetan. Die sanften Hügel und Felder mit Schafen und Kühen haben mir innerlich ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Nach Süderschmedeby sollte Sieverstedt , als Übernachtungsort und Etappenziel, folgen. Und wer nun gut aufgepasst hat, wird feststellen, dass das nicht stimmt. Denn das Tagesziel war ja Süderschmedeby. So sind wir mal eben drei Kilometer über das Ziel hinaus geschossen. Das bemerken ich erst, als wir in Sieverstedt standen und ich die Strasse der zu suchenden Pension nicht fand. Panik stieg in mir auf. Wo habe ich denn nun gebucht.
Dazu sollte ich erklären, wie ich zu meinen Unterkünften komme. Ich buche immer im Voraus aus Angst, vor Ort nichts zu finden.  Die Unterkünfte liegen oftmals nicht direkt am Wanderweg und auf den Wanderkarten im Maßstab 1:50000 sind nun mal keine Straßennamen verzeichnet. Im Internet drucke ich mir dann eine Karte inklusive Straßennamen aus, auf der ich sehen kann wie ich von meinem Weg zur Unterkunft gelangen kann.
So standen wir nun im Gottverlassenen Sieverstedt als aus einer Art Gemeinschaftshaus zwei Frauen und ein wankender Mann gekommen sind. Offensichtlich wurde hier der Pfingstsonntag mit berauschenden Getränken gefeiert. Wir wandten uns ihnen zu, um nochmal zu klären, wo wir sind und wo wir hätten sein müssen. Erleichert stellte ich fest, dass ich wohl richtig gebucht habe, aber im falschen Ort bin. Nach kurzem Überlegen, ob wir die Strecke von drei Kilometern zurück laufen sollten oder eine Fahrmöglichkeit uns auftun würde, hat sich eine der Damen bereit erklärt uns mit ihrem Auto zu fahren. Dieses Angebot konnten und wollten wir nicht ablehnen. So ging es mit einem Volvo V 40 Richtung Übernachtungsort. Ich wollte nicht darüber nachdenken, ob die Frau überhaupt noch hätte fahren dürfen, denn ich war mehr damit beschäftigt mir Platz zwischen den ganzen leeren Toffifee und Mon Cheri Packungen zu schaffen.

In Süderschmedeby angekommen, bedanken wir uns und die Dame brauste wieder ab. Es geschehen Dinge, die man einfach nicht planen kann, gut so. Schnell ist die Straße, aber nicht unsere Unterkunft gefunden. Eine Handvoll älterer und jüngerer Menschen standen auf einem Hof, die unsere Orientierungslosigkeit durchaus bemerken, aber sich nichts anmerken ließen. Als wir nach einer Hausnummer fragten, zeigten alle zeitgleich, wie aus der Pistole geschossen, in die gleiche Richtung. Uns ist nicht verborgen geblieben, dass sie dabei ein breites Grinsen trugen. Was das zu bedeuten hatte, würde uns noch klar werden. Unsere Vermieterin war nicht zu erreichen. Wir würden es später nochmal versuchen und gingen erst mal Richtung Dorfrand.
Auf einem Plakat hatten wir gelesen, dass es an diesem Wochenende eine Art Markt mit allerlei Selbstgemachten geben würde. Wahrlich war es ein geschäftiges Treiben. Wir suchten uns ein Plätzchen auf einer Bank und kauften Bratwurst und Bier. Der Markt ging dem Ende entgegen, es wurde teilweise schon abgebaut und so haben wir uns lieber noch ein Bierchen vor Ladenschluss gekauft.
Zurück am Haus unserer Unterkunft haben wir dann auch unsere Vermieterin angetroffen. Das Haus wirkte erst mal etwas kurios. Hier stand was, da lag was. Ein System war nicht erkennbar. Das zog sich auch so durch das Innere des Hauses.  Das Zimmer war im Obergeschoss und recht großzügig. Es gab ein Bett, das wohl 120 cm breit war und eine Zustellbett am Fußende, das nur 80 cm breit war. Selbstverständlich überließ ich Tanja die 120 cm. Bin ja ein Gentleman. Die Vermieterin hat uns dann noch gezeigt wie wir an Bier kommen könnten und hat um die Miete gebeten, nach Möglichkeit passend, denn sie habe kein Wechselgeld.  Fakt war wohl eher, sie hat überhaupt keins. Am Abend haben wir dann noch im Garten, inklusive Bierchen und Bauschuttberge, gesessen. Der Bauschutt würde gerade aus den Renovierungsarbeiten im Garten zwischen gelagert werden. Das „gerade“ kommt mir komisch vor, denn auf den Bergen voller Schutt, hat sich schon eine reichhaltige Vegetation aufgetan und ähnelte eher einem Steingarten.
Sobald die Sonne unter ging wurde es merklich kühler. Recht zeitnah ging es zu Bett. Der Tag war sehr schön. Ich merkte dass das genau meins war. Innerlich  freute ich mich auf die nächten Tage. Was würde bis Hamburg noch geschehen. Nur soviel: einiges.   












 







Nicht immer sind die Weghinweise so großzügig wie hier kurz nach Flensburg.



















Mein Ausdruck, um vom Wanderweg zur Unterkunft zu gelangen. Hier hat sich ein nicht zu unterschätzender Fehler eingeschlichen. Straße und Hausnummer passen nicht zum Ort!