Freitag,
11. Mai 2012
warmer Morgen und am Mittag leichte Schauer
32. Etappe: Rhein-Weser-Turm – Lützel - Großenbach
warmer Morgen und am Mittag leichte Schauer
32. Etappe: Rhein-Weser-Turm – Lützel - Großenbach
Tagesstrecke:
30 km
Gesamtstrecke: 798 km
Wanderweg: Rothaarsteig
Gesamtstrecke: 798 km
Wanderweg: Rothaarsteig
Früh
wurde ich schon wach, was sicher daran lag, dass ich ja früh zu Bett geschwankt
war. Dass 6 Uhr zu früh war, verstand sich von selbst. So drehte ich mich
nochmals auf die Seite.
Das
Frühstück gab es in der ersten Etage des Turmes. Die fünf Wanderfreunde des
gestrigen Abends saßen schon gut gelaunt am Tisch und genossen die Waren, die
es zum Start in den Tag so gab.
Ich
konnte noch nicht so gut was zu mir nehmen, der Druck der 30 Kilometer hatte
meinen Hunger auch nicht gerade angeregt. So bezahlte ich meine Unterkunft und
zog gegen 9 Uhr los.
Die
ersten drei Kilometer gingen immer bergab durch dichten Nadelwald, auf die dann
wiederum drei Kilometer Nadelwald bergauf folgten. Oft horchte ich in mich hinein,
um festzustellen, dass es nichts zu hören gab: Beine gingen gut, der Rucksack
saß relativ „bequem“! Ab und an kamen mir Wandergruppen älteren Semesters
entgegen. Als ich auf eine Lichtung kam, war ich sehr überrascht: Vor mir tat
sich ein wunderschönes Tal auf. Das Schwarzbachtal mit dem sich dahin
schlängelnden Bach gleichen Namens, Schwarzbach, sah aus wie aus einem
Naturfilm im tiefen Canada. Ich ging immer langsamer, machte immer wieder
kleine Pausen, es war einfach schön und herrlich. Ich kreuzte den Bach auf
einer alten Holzbrücke und ging wieder in einen Nadelwald, der nicht enden
wollte. Die Wege waren Schotterpisten, die dem Schuhwerk sowie den Beinen und
Knien einiges abverlangten. Auf einer Bergkuppe, nähe Oberdorf, konnte ich
wieder die Überbleibsel des Kyrill bestaunen. Durch den Sturm stand hier kein
Baum mehr. Die Baumstümpfe, die ca. einen Meter hoch waren, standen wie
Bauklötze rum, die allerdings schon durch allerlei Kraut überwuchert waren.
Da
es nun eine Weitsicht gab, machte ich hier in der Sonne eine Pause, ein
Rastplatz mit Hütten und Bänken lug förmlich dazu ein.
Auf
dem weiteren Weg wechselten sich Baumbestand und Sturmschäden ab. Es ging immer
auf dem Hügelkamm entlang, bis eine befestigte Straße zu meinem Weg wurde. Es
ging weiter zum Gillerberg hinauf. Oben stand eine Ruine der besonderen Art:
Eine Skisprungschanze aus Holz und Eisen, die schon in sich zusammen zu fallen
drohte. Wer oder wie lange hier gesprungen wurde, konnte ich nicht feststellen,
es gab keine Beschilderung.
Am
Hang entlang konnte ich schon das nächste größere Dorf, Lützel, erblicken. Durch
Wiesen hindurch steuerte ich geradewegs darauf zu. Dieser kleine Ort hatte sogar einen kleinen Bahnhof. Nach Überquerung
der Bahnlinie ging es auf der Südseite von Lützel durch das Tal auf einem
Waldweg weiter. Ein kahler Hang wurde von
vier Arbeitern mit neuen winzigen Baumstecklingen bepflanzt. Wie mühsam
diese Arbeit erschien. Mit einer Art „Axtschaufel“ versuchte einer der Arbeiter
ein Loch in den Boden zu bekommen, während der andere diesen noch so kleinen
Baum in den Waldboden pflanzte. Welche Art von Baum konnte ich nicht erkennen.
Wie lange es dauern würde, bis diese Pflanze zum stattlichen Baum wird, was
dieser Baum wohl noch alles erleben und sehen würde, wenn es ihm möglich wäre.
Bäume an sich sind wunderbar. Die Struktur und die damit verbundene Statik, dass
ein Baum Wind und Wetter standhalten kann, seine Verwandlungsmöglichkeiten
durch das Laub, durch Blüten und Frucht sowie seine Aufgabe in der Natur als
Schutz und Nistplatz machen einen Baum einzigartig. Steht man am Stamm und
berührt ihn und guckt in seine Krone, kann man förmlich die Kraft spüren. Ich
habe keinen speziellen Lieblingsbaum. Eiche und Buche finde ich wegen ihrer Größe
und Standfestigkeit toll, die Lärche als Nadelbaum wegen ihrer weichen Nadeln
und der Färbung im Herbst. Da trifft es sich doch prima, dass die Lärche in
meinem Wanderjahr 2012 als Baum des Jahres galt. Das war nun meine Ausführung
zum Thema Baum.
Nun
wurde es etwas beschwerlich. Der Weg, sehr steinig und immer leicht ansteigend,
und meine Beine und Füße wurden nicht besser. Es wurde anstrengend. Auch das
Wetter schlug ein wenig um. Es zog sich zu, es drohte anzufangen zu regnen. Auf
dieser nun nicht enden wollenden Piste kam mir plötzlich ein Radfahrer älteren
Aussehens entgegen. Nicht, wie vielleicht zu vermuten war, auf dem Sattel und
in die Pedale tretend, nein, schiebend. Der Vorderreifen war platt. Nun ja, bei
dem Weg erst mal nicht verwunderlich, der Herr tat mir auch sehr leid, denn bis
zum Ort Lützel, wo er Hilfe erwarten konnte, waren es bestimmt noch 4
Kilometer.
Viel
Zeit, um mir darüber Gedanken zu machen, hatte ich nicht, denn nun machte ich
mir mehr Gedanken um meine Beine und Füße. Nicht, dass ich nicht glaubte, die
restlichen acht Kilometer oder zwei Stunden zu schaffen, nein, vielmehr dachte
ich an das Wetter. Es fing an zu regnen und die Entscheidung, Regensachen ja
oder nein, ist immer eine schwere. Der Ort Benfe tauchte vor mir auf und in
einem Bushäuschen standen zwei, nenne ich sie mal Spaziergänger, und suchten
Schutz vor dem Regen. Ich gesellte mich hinzu, zog meine Regensachen an und
zuckelte weiter. Es war bereits 16:30 Uhr und ich hatte 28 Kilometer hinter
mich gebracht, zwei lagen noch vor mir. Und die hatten es in sich. Ein
Waldstück war durch eine Walderntemaschine derart zerfurcht worden, dass der
Weg kein Weg mehr war. Matsch über Matsch, hoch wie kleine Berge. Der Weg war
nicht zu passieren, ein Umweg über die Landstraße ohne Fußweg für mich ja der
Horrer schlechthin. So versuchte ich mich die letzten Kilometer zum Ziel am
Rand des Waldweges durch Gestrüpp zu schlagen. Aus dem Wald gekommen gelangte
ich an eine Kreuzung und wollte mich gerade auf meiner Karte orientieren, als
ich feststellte, dass meine Herberge genau gegenüber stand.
Vor
dem Eingang zog ich mir erst mal meine nassen Regenklamotten aus und trat in
die Gaststube. Diese hatte den Charme der 60er Jahre, war jedoch in gutem
Zustand. Als ich meinen Schlüssel bekommen hatte, ging ich nicht sofort auf
mein Zimmer, das im Nebengebäude war, nein, ich bestellte mein über alles
geliebtes Feierabendbier, das dann in einem 0,25 Glas daher kam. Ich dampfte
leicht aus, als die mit mir an der Bushaltestelle in Benfe standenden
Spaziergänger zur Tür herein kamen, um sich einen Kaffe zu bestellen. Als
nächstes kamen zwei Jäger und setzten sich an den Nebentisch auf eine Bank. Ich
merkte schnell, dass ich einen guten Platz hatte, hier konnte ich alles
überblicken und auch, na ja, zuhören. So bestellte ich ein weiteres 0,25 Glas
Gerstensaft und stellte fest, dass die Jäger 0,20 Gläser bekommen hatten. Nun
ja, es muss Unterschiede zwischen einheimischen Jägern und auswärtigen Wanderern
geben. Die Jäger unterhielten sich über die Jagd, über Kollegen, ihre Abschüsse
und, wie in ganz Deutschland in Gaststuben, über andere Leute.
Der
Gastwirt mischte sich gelegentlich in die Gespräche ein. Das Gasthaus war durch
seine Wildgerichte bekannt und meine Hoffnung, am Abend ein von den Jägern zur
Strecke gebrachtes Tier auf dem Teller zu haben, steigerte meinen Hunger. Plötzlich
wurde es dann unruhig. Eine fünfköpfige Männerwandergruppe kam zur Tür hinein.
Sie nahmen ihre Schlüssel und gingen auf ihre Zimmer, leider nicht für immer.
Nur
so viel: Diese Gruppe wird mir immer wieder begegnen, bis zum Endziel
Dillenburg. Eine Gruppe, laut, dominant und sich unheimlich witzig findend.
„Genau“ nach meinem Geschmack. Einer, der immer Witze reißt, haha, einer der
immer den Ton angibt, tröt tröt, einer, der vorlaut ist und zwei Mitläufer, die
wohl eigentlich ganz anders sind. Mir wurde das zu bunt, also verzog ich mich
auf mein Zimmer, das eher einer kleinen Ferienwohnung glich, nur ohne Küche.
Am
Abend hatte ich dann wirklich einen Teil eines durch einen Jäger erlegtes Wild
auf dem Teller gehabt. Wildschweinkottelet ( 3 cm dick ) und dazu Pfifferlinge ****.
Da
die Krawallwanderer auch zum gleichen Zeitpunkt gegessen hatten, mir fiel hier
besonders die unfreundliche Art eines der Fünfen auf, zog
ich mich schnell auf mein Zimmer zurück.
Es
war ein sehr schöner und auch anstrengender Marsch, der leider nicht schön
endete. Ich werde morgen früh gleich
versuchen, vor der Truppe auf die Piste zu kommen, denn ich kann mir denken,
dass der Krawall-Club in die gleiche Richtung, nach Wilgersdorf, gehen wird.
Wunderschönes Schwarzbachtal.
Kurz vor dem Ziel. Die Waldmaschinen haben den Weg unpassierbar gemacht.
Nach 30 Kilometer doch ein bisschen gezeichnet. Ich 0,25 Bier und die Jäger 0,20 Bier. Es müssen Unterschiede geben!!!
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