Freitag, 15. Januar 2016

32. Etappe…..05.-13. Mai 2012



Freitag, 11. Mai 2012
warmer Morgen und am Mittag leichte Schauer                        
32. Etappe:  Rhein-Weser-Turm – Lützel - Großenbach

Tagesstrecke:  30  km
Gesamtstrecke: 798 km
Wanderweg:  Rothaarsteig



Früh wurde ich schon wach, was sicher daran lag, dass ich ja früh zu Bett geschwankt war. Dass 6 Uhr zu früh war, verstand sich von selbst. So drehte ich mich nochmals auf die Seite.

Das Frühstück gab es in der ersten Etage des Turmes. Die fünf Wanderfreunde des gestrigen Abends saßen schon gut gelaunt am Tisch und genossen die Waren, die es zum Start in den Tag so gab.

Ich konnte noch nicht so gut was zu mir nehmen, der Druck der 30 Kilometer hatte meinen Hunger auch nicht gerade angeregt. So bezahlte ich meine Unterkunft und zog gegen 9 Uhr los.

Die ersten drei Kilometer gingen immer bergab durch dichten Nadelwald, auf die dann wiederum drei Kilometer Nadelwald bergauf folgten. Oft horchte ich in mich hinein, um festzustellen, dass es nichts zu hören gab: Beine gingen gut, der Rucksack saß relativ „bequem“! Ab und an kamen mir Wandergruppen älteren Semesters entgegen. Als ich auf eine Lichtung kam, war ich sehr überrascht: Vor mir tat sich ein wunderschönes Tal auf. Das Schwarzbachtal mit dem sich dahin schlängelnden Bach gleichen Namens, Schwarzbach, sah aus wie aus einem Naturfilm im tiefen Canada. Ich ging immer langsamer, machte immer wieder kleine Pausen, es war einfach schön und herrlich. Ich kreuzte den Bach auf einer alten Holzbrücke und ging wieder in einen Nadelwald, der nicht enden wollte. Die Wege waren Schotterpisten, die dem Schuhwerk sowie den Beinen und Knien einiges abverlangten. Auf einer Bergkuppe, nähe Oberdorf, konnte ich wieder die Überbleibsel des Kyrill bestaunen. Durch den Sturm stand hier kein Baum mehr. Die Baumstümpfe, die ca. einen Meter hoch waren, standen wie Bauklötze rum, die allerdings schon durch allerlei Kraut überwuchert waren.

Da es nun eine Weitsicht gab, machte ich hier in der Sonne eine Pause, ein Rastplatz mit Hütten und Bänken lug förmlich dazu ein.

Auf dem weiteren Weg wechselten sich Baumbestand und Sturmschäden ab. Es ging immer auf dem Hügelkamm entlang, bis eine befestigte Straße zu meinem Weg wurde. Es ging weiter zum Gillerberg hinauf. Oben stand eine Ruine der besonderen Art: Eine Skisprungschanze aus Holz und Eisen, die schon in sich zusammen zu fallen drohte. Wer oder wie lange hier gesprungen wurde, konnte ich nicht feststellen, es gab keine Beschilderung.

Am Hang entlang konnte ich schon das nächste größere Dorf, Lützel, erblicken. Durch Wiesen hindurch steuerte ich geradewegs darauf zu. Dieser kleine Ort  hatte sogar einen kleinen Bahnhof. Nach Überquerung der Bahnlinie ging es auf der Südseite von Lützel durch das Tal auf einem Waldweg weiter. Ein kahler Hang wurde von  vier Arbeitern mit neuen winzigen Baumstecklingen bepflanzt. Wie mühsam diese Arbeit erschien. Mit einer Art „Axtschaufel“ versuchte einer der Arbeiter ein Loch in den Boden zu bekommen, während der andere diesen noch so kleinen Baum in den  Waldboden pflanzte.  Welche Art von Baum konnte ich nicht erkennen. Wie lange es dauern würde, bis diese Pflanze zum stattlichen Baum wird, was dieser Baum wohl noch alles erleben und sehen würde, wenn es ihm möglich wäre. Bäume an sich sind wunderbar. Die Struktur und die damit verbundene Statik, dass ein Baum Wind und Wetter standhalten kann, seine Verwandlungsmöglichkeiten durch das Laub, durch Blüten und Frucht sowie seine Aufgabe in der Natur als Schutz und Nistplatz machen einen Baum einzigartig. Steht man am Stamm und berührt ihn und guckt in seine Krone, kann man förmlich die Kraft spüren. Ich habe keinen speziellen Lieblingsbaum. Eiche und Buche finde ich wegen ihrer Größe und Standfestigkeit toll, die Lärche als Nadelbaum wegen ihrer weichen Nadeln und der Färbung im Herbst. Da trifft es sich doch prima, dass die Lärche in meinem Wanderjahr 2012 als Baum des Jahres galt. Das war nun meine Ausführung zum Thema Baum.

Nun wurde es etwas beschwerlich. Der Weg, sehr steinig und immer leicht ansteigend, und meine Beine und Füße wurden nicht besser. Es wurde anstrengend. Auch das Wetter schlug ein wenig um. Es zog sich zu, es drohte anzufangen zu regnen. Auf dieser nun nicht enden wollenden Piste kam mir plötzlich ein Radfahrer älteren Aussehens entgegen. Nicht, wie vielleicht zu vermuten war, auf dem Sattel und in die Pedale tretend, nein, schiebend. Der Vorderreifen war platt. Nun ja, bei dem Weg erst mal nicht verwunderlich, der Herr tat mir auch sehr leid, denn bis zum Ort Lützel, wo er Hilfe erwarten konnte, waren es bestimmt noch 4 Kilometer.

Viel Zeit, um mir darüber Gedanken zu machen, hatte ich nicht, denn nun machte ich mir mehr Gedanken um meine Beine und Füße. Nicht, dass ich nicht glaubte, die restlichen acht Kilometer oder zwei Stunden zu schaffen, nein, vielmehr dachte ich an das Wetter. Es fing an zu regnen und die Entscheidung, Regensachen ja oder nein, ist immer eine schwere. Der Ort Benfe tauchte vor mir auf und in einem Bushäuschen standen zwei, nenne ich sie mal Spaziergänger, und suchten Schutz vor dem Regen. Ich gesellte mich hinzu, zog meine Regensachen an und zuckelte weiter. Es war bereits 16:30 Uhr und ich hatte 28 Kilometer hinter mich gebracht, zwei lagen noch vor mir. Und die hatten es in sich. Ein Waldstück war durch eine Walderntemaschine derart zerfurcht worden, dass der Weg kein Weg mehr war. Matsch über Matsch, hoch wie kleine Berge. Der Weg war nicht zu passieren, ein Umweg über die Landstraße ohne Fußweg für mich ja der Horrer schlechthin. So versuchte ich mich die letzten Kilometer zum Ziel am Rand des Waldweges durch Gestrüpp zu schlagen. Aus dem Wald gekommen gelangte ich an eine Kreuzung und wollte mich gerade auf meiner Karte orientieren, als ich feststellte, dass meine Herberge genau gegenüber stand.

Vor dem Eingang zog ich mir erst mal meine nassen Regenklamotten aus und trat in die Gaststube. Diese hatte den Charme der 60er Jahre, war jedoch in gutem Zustand. Als ich meinen Schlüssel bekommen hatte, ging ich nicht sofort auf mein Zimmer, das im Nebengebäude war, nein, ich bestellte mein über alles geliebtes Feierabendbier, das dann in einem 0,25 Glas daher kam. Ich dampfte leicht aus, als die mit mir an der Bushaltestelle in Benfe standenden Spaziergänger zur Tür herein kamen, um sich einen Kaffe zu bestellen. Als nächstes kamen zwei Jäger und setzten sich an den Nebentisch auf eine Bank. Ich merkte schnell, dass ich einen guten Platz hatte, hier konnte ich alles überblicken und auch, na ja, zuhören. So bestellte ich ein weiteres 0,25 Glas Gerstensaft und stellte fest, dass die Jäger 0,20 Gläser bekommen hatten. Nun ja, es muss Unterschiede zwischen einheimischen Jägern und auswärtigen Wanderern geben. Die Jäger unterhielten sich über die Jagd, über Kollegen, ihre Abschüsse und, wie in ganz Deutschland in Gaststuben, über andere Leute.

Der Gastwirt mischte sich gelegentlich in die Gespräche ein. Das Gasthaus war durch seine Wildgerichte bekannt und meine Hoffnung, am Abend ein von den Jägern zur Strecke gebrachtes Tier auf dem Teller zu haben, steigerte meinen Hunger. Plötzlich wurde es dann unruhig. Eine fünfköpfige Männerwandergruppe kam zur Tür hinein. Sie nahmen ihre Schlüssel und gingen auf ihre Zimmer, leider nicht für immer.

Nur so viel: Diese Gruppe wird mir immer wieder begegnen, bis zum Endziel Dillenburg. Eine Gruppe, laut, dominant und sich unheimlich witzig findend. „Genau“ nach meinem Geschmack. Einer, der immer Witze reißt, haha, einer der immer den Ton angibt, tröt tröt, einer, der vorlaut ist und zwei Mitläufer, die wohl eigentlich ganz anders sind. Mir wurde das zu bunt, also verzog ich mich auf mein Zimmer, das eher einer kleinen Ferienwohnung glich, nur ohne Küche.

Am Abend hatte ich dann wirklich einen Teil eines durch einen Jäger erlegtes Wild auf dem Teller gehabt. Wildschweinkottelet ( 3 cm dick ) und dazu Pfifferlinge ****.

Da die Krawallwanderer auch zum gleichen Zeitpunkt gegessen hatten, mir fiel hier besonders die unfreundliche Art eines der Fünfen auf, zog ich mich schnell auf mein Zimmer zurück.

Es war ein sehr schöner und auch anstrengender Marsch, der leider nicht schön endete.  Ich werde morgen früh gleich versuchen, vor der Truppe auf die Piste zu kommen, denn ich kann mir denken, dass der Krawall-Club in die gleiche Richtung, nach Wilgersdorf, gehen wird. 





  









 Wunderschönes Schwarzbachtal.




















Kurz vor dem Ziel. Die Waldmaschinen haben den Weg unpassierbar gemacht.


















Nach 30 Kilometer doch ein bisschen gezeichnet. Ich 0,25 Bier und die Jäger 0,20 Bier. Es müssen Unterschiede geben!!! 


 

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